Die Ausgrabungen der Wittekindsburg

Legenden und Sagen liegen über der Wittekindsburg in Rulle. Sie ist eine der größten frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen in Niedersachsen. Sie besteht aus mehreren heute noch zu erkennenden Systemen von Wällen und Gräben.

Umfangreiche Ausgrabungen in den Jahren 1968 bis 1972 haben gezeigt, dass die Hauptburg und die kleine östlich anschließende Vorburg durch Mauern gesichert waren und diese zusätzlich durch Türme geschützt wurden. Gut gesichert waren auch die Tore, wobei man sich hölzerne Aufbauten über den im archäologischen Befund noch erkennbaren Steinfundamentresten vorzustellen hat. Die Wälle der Vorburgen bestanden aus einfachen Ausschüttungen des bei dem Grabenaushub gewonnenen Bodens. Allerdings waren die Gräben ursprünglich tiefer und die Wälle entsprechend höher.

Siedlungsspuren fanden sich nur in der Hauptburg. Dort konnten die Fundamente mehrerer großer Häuser freigelegt werden sowie aufgrund von Verfärbungen des Bodens die Standsparen eines Pfostenhauses mit je einer Herdstelle an den Schmalseiten.

Die Befestigungsanlage war während des neunten und zehnten Jahrhunderts nach Christus in Benutzung. Sie zählte vermutlich zu jenen Burgen, die vermögende Grundherren aufbauten und in Notsituationen als repräsentative Behausung nutzten. Zudem waren sie im Notfall zur Unterbringung der Bevölkerung und ihres beweglichen Besitzes bestimmt.

Die Ausgrabungen belegten, dass die Befestigungswerke wiederholt repariert und ausgebaut worden sind. Auch die Häuser wurden mehrfach neu errichtet. Demnach muss die Wittekindsburg ihre Aufgaben über einen längeren Zeitraum hinweg erfüllt haben.

Ihren Namen hat diese Wittekindsburg mit mehreren anderen im Raum Osnabrück gemeinsam. Dass eine von ihnen mit dem Sachsenherzog Wittekind in Verbindung zu bringen ist, kann bislang nicht als erwiesen gelten. Allerdings wird die Wittekindsburg bei Rulle und das umliegende Gebiet zum Besitz der Erben des Sachsenherzogs gehört haben. Der Legende zufolge soll sich der Sachsenherzog Wittekind nach der verlorenen Schlacht an der Hase im Jahre 783 in diese Burg zurückgezogen haben.

In der schriftlichen Überlieferung wird der Name der Burg erst im 13. Jahrhundert erwähnt.